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1. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 132

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
132 Die Adligen herrschten als unumschrnkte Herren auf ihren lndlichen Familiensitzen: die Verwaltung ihrer Gter berlieen sievielfach Amtmnnern"; sie selber verbrachten den Winter in der nahen Residenz", wo sie ihre eigenen Hfe" hatten, den Sommer in vielbesuchten Luxusbdern. Viele Adlige drngten sich an die frstlichen Hfe oder bewarben sich um Offiziersstellen oder um die hheren mter in der Verwaltung. Die Vorstellungen menschenfreundlicher Fürsten, das Los der Bauern zu erleichtern, blieben meist erfolglos. Die Städte und Brger. Die Mauern begannen zu zerbrckeln, die Trme und Tore waren entweder niedergerissen oder als Gefngnisse eingerichtet. Die ausgetrockneten Stadtgrben wurden in Grten oder Anlagen verwandelt oder dienten den Khen zur Weide und den Seilern und Tuchmachern zur Ausbung ihres Handwerkes: die Wlle waren in besseren Stdten mit-Bumen bepflanzt und in Spazierwege umgewandelt. Die Stadttore wurden nachts geschlossen und tagsber scharf bewacht: denn von den eingefhrten Lebensmitteln wurde vor dem Verkaufe eine Steuer (Schlacht- und Mahlsteuer) erhoben. Wchter' mit Hellebarden und groen Hrnern hielten Nachtwache, sorgten sr Ruhe und Ordnung und kndigten durch langgezogene Tne ihres Hornes oder durch Singen die einzelnen Stunden an. In der Kleidung war fr Männer und Frauen die Pariser-Mode magebend. An die Stelle der riesigen Percken traten Haar-beutet und Zopf, bis gegen Ende des Jahrhunderts die amerikanischen und franzsischen Freiheitsideen die Kleidung natrlicher gestalten halfen. Im gesellschaftlichen Leben herrschte Zwang und Steifheit und geziertes Wesen: die Nachahmung der franzsischen Umgangsformen verleugnete die Natrlichkeit im Verkehr und Benehmen. Die Kreise der hheren und niederen Brgerschaft schieden sich strenge, und peinlich wurde daraus geachtet, da nach Rang und Stand jedem seine Ehre werde". Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts sagte man sich immer mehr und allgemeiner von diesem trichten Formenkram los. Das wirtschaftliche Leben. Nach der Lnge des Weges, den eine Ware gebrauchte, um vom Hersteller (Produzenten) zum Verbraucher (Konsumenten) zu kommen, unterschied man mehrere S t u-fen des Gterumlaufs. Die Hauswirtschaft der ltesten Zeit stellte alles fr sich selbst her. Auf der Stufe der Stadtwirtschaft in

2. Geschichte des Mittelalters - S. 7

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Germanen. I 13—i. 7 wände waren mit farbigem Lehm bestrichen, die Stirnseite mit Geweihen und Pferdeköpfen geschmückt. *Mit der Zeit erweiterten sich die Höfe zu Dörfern; diese wurden etwa nach dem gemeinsamen Vorfahr oder Gründer (mit der Endung mg, ingen, ungen) oder mit dem Dativ der Mehrzahl: Hofen, hausen, büren, beuem (— Bauer, Häuser) oder nach den Bächen und Bergen (Fritzlar: Ort eines Frido, Goslar: Ort an der Gose) benannt. Der Einödhof faßte, wie es heute noch im Schwarzwald üblich ist, sein Gebiet mit einer Hofwehre von aufgeschichteten Steinen oder von Pfählen ein.d In der Halle bewirtete der vornehme Hausherr Freunde und Fremde, die immer willkommen waren. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte waren rechtlos, wurden aber weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied im Freien auf. Für Reinlichkeit und Abhärtung sorgten tägliche Flußbäder, auch im Winter; das Schwimmen wurde mit demselben Eifer geübt wie das Reiten. 6. Der freie Jüngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Verwandten oder Fürsten die Waffen: Schwert und Speer. Fortan nahm er teil an der Volksversammlung und dem Opferschmaus, an Fehden und Kriegszügen; er jagte zu Roß, mit Rüden und Falken den Wolf und den Scheich, den Luchs und den Biber; stolz brachte er die Bärenfelle heim und die Hörner des Urochsen, die dann, mit Gold beschlagen, bei den Trinkgelagen kreisten. 7. Des freien Germanen höchste Lust war der Krieg. Zunächst konnten nur die Reichen Schwert oder Speer mit Eisenspitze beschlagen : die Schmiedekunst ehrte man als das älteste Handwerk. Der Speer (Ger, Frame), war das Merkmal des freien Mannes; erst später kam die längere Lanze auf. Andere Trutzwaffen waren Bogen und Schleuder, Beil und Wurfaxt (aus Stein oder Erz), ferner die Keule, die aus Hartholz bestand, im Feuer gehärtet und mit Nägeln beschlagen war. Der Schild, aus Lindenholz, mit Flechtwerk überzogen und in einer Hülle von Tierfell getragen, hatte bei den verschiedenen Stämmen verschiedene Farben. Im Lederkvller, einzelne auch im geflochtenen Kettenhemd, meist aber nackt und barhäuptig oder mit einer Tierhaut, deren Kopf samt Hörnern als Helm dienen mußte, mit hölzernem Schild: so zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland

3. Geschichte des Mittelalters - S. 54

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Christentum und Kaiserreich. 5. Nach Ludwigs Tod verfiel die kaum erblühte Gesittung in den Wirren der Zeit. An der Ostgrenze, in dem Ödland, das die Goten aufgegeben hatten, breiteten sich die Slawen aus und fielen immer wieder verheerend in Deutschland ein. In Italien und Burgund entstanden unabhängige Reiche. Die heidnischen Normannen (Nordmänner) oder Wikinger schleppten aus den Küstenstrichen von der Elbe bis zur Earonne unschätzbare Beute in die norwegische Heimat. Bis nach Nowgorod und „Rumaburg" (Byzanz) gingen ihre Raubfahrten. Ja sie fuhren auf ihren flinken Drachenschiffen die Ströme hinauf; Hamburg, Lüttich und Trier sanken in Asche. * * Graf Bruno fiel an der Spitze der Sachsen im Kampfe gegen die Räuber; als eine Raubschar in Friesland hauste, rief Erzbischof Rimbert von Bremen das Volk zur Gegenwehr auf: auf einem Hügel stehend, erhob er, allen sichtbar, im Gebet die Hände, bis die Feinde geschlagen waren. Kaiser Karl Iii., der Dicke, der noch einmal das Reich Karls des Großen vereinigte, mußte vor Paris von ihnen den Frieden erkaufen. König Karl der Einfältige von Frankreich nahm einige ihrer Scharen, damit sie sein Reich schützen sollten, in das schöne Land an der untern Seine auf, das noch heute die Normandie heißt. Andere hatte schon vorher der deutsche König Arnulf bei Löwen an der Dyle geschlagen; seine Krieger erstiegen die Erdwälle und Holzmauern ihres Lagers. Nun richteten sie ihre Züge vorwiegend nach dem soeben geeinten England. Dort machte König Alfred, der Gesetzgeber und Lehrer seines Volkes, nach wechseln ollen Kämpfen aus ihnen Christen und friedliche Bürger. Dem Christengott ausweichend, fanden manche Normänner ohne Kompaß und Seekarte den Weg nach Island und von dort nach Amerika (das Weißmänner- und Winland); aber wohl gleichzeitig mit ihnen und ihren alten Götterliedern landeten auch schon irische Elaubensboten und Einsiedler; bis in die Tage Karls Iv. gab es einen Bischof von Grönland. 6. Die Küsten des Südmeers aber suchten die Araber (Sarazenen) heim: auf Sizilien hatten sie sich festgesetzt und dehnten ihre □ Raubzüge auch zu Land aus bis tief ins Innere des Reiches. □ Von der Donau her kam das Nomadenvolk der Magyaren oder Ungarn. Die Leute nannten sie Hunnen. Denn auch sie kamen aus Asien; auch sie trieben sich lange an der mittleren Donau und an der

4. Geschichte des Mittelalters - S. 66

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
66 Sachsen- und Franken-Kaiser. Schüler, Wirtschaftsgebäude, dazwischen Höfe und Gärten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen. Was der einzelne bei seinem Eintritt besaß oder erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen, für die man im Ienseits Vergeltung erwartete, erweiterten den Besitz. Die Brüder waren Lehrer und Vorbilder der Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald zu Acker- und Weinbau. Wie bereits die Mönche der Merowingerzeit, entwickelten auch später die Klöster in wirtschaftlicher Tätigkeit vorbildlichen Land- und Gartenbau; ihre Wirtschaftsräumlichkeiten enthielten in immer wachsendem Umfang Gesindewohnungen, Stallungen, Speicher und Retter, Keltereien, Brauereien, Mühlen und Bäckereien sowie Werkstätten für allerlei Handwerker. Die Mönche legten Wasserleitungen an, die dem Mühlenbetrieb und der Fischzucht, aber auch der Bewässerung der Felder und Wiesen dienten. In den Klostergärten reiften die ersten Pfirsiche und Aprikosen, blühten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Hausbau und Gewerbeleben waren die Mönche Lehrmeister sowie im Fischfang, der durch die Fasttage in größere Aufnahme kam. 3. Seine Beschäftigung wählte jeder selbst. Einer beaufsichtigte die Handwerksleute, die Knechte und die Laienbrüder, die oft vornehmen Häusern entstammten; andere zogen mit Spieß und Keule auf die Jagd oder den Räuberfang, und kam ein Feind ins Land, so trug auch der Pater unter der gegürteten Kutte den Panzer und führte Schwert und Speer; ein dritter schrieb für die Klosterbücherei oder auf Bestellung reicher Leute lateinische oder griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben (Initialen) ab; ein vierter verlegte sich auf Malerei oder schnitzte in Holz oder Elfenbein; ein fünfter spielte Harfe und Orgel und leitete den damals aufkommenden mehrstimmigen Gesang. Armen- und Krankenpflege war eine der höchsten Pflichten des Mönchslebens. Ihren wachsenden Reichtum benutzten die Klöster zu weitherziger Mildtätigkeit und zu einer Gastfreundschaft, die „um Gottes willen" fast dasselbe bot wie heute die Gasthöfe. 4. Fromme Elternpaare widmeten oft ein Kind schon bei der Geburt dem Kloster; kein Königskind erschien zu gut, um Mönch oder Nonne zu werden. Sehr häufig nahmen Geistliche jeden Ranges, aber auch Weltleute in alten Tagen das Mönchsgewand, um eine Schuld zu büßen oder sich auf den Tod vorzubereiten.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 84

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
o4 Staufer und Kreuzzüge. Flotten von 150 Segeln aussenden und mit 20000 Kriegern, darunter 5000 Geharnischten, bemannen. Mit ihren Einkünften gedachte Friedrich die Kosten seiner Regierung zu bestreiten. Darum nötigte er sie, alle seine Rechte und Be- D züge anzuerkennen.^ Mailand aber, damals die reichste Stadt der Welt, begann die kleinern Nachbarstädte zu unterjochen; mit den grötzern schloß es einen Bund gegen die deutsche Herrschaft. Auf seiner zweiten Fahrt nach Italien ächtete Friedrich die widerspenstige Stadt, verbrannte ihre Saaten und sperrte die Straßen; als Hungersnot ausbrach, erzwang das Volk die Übergabe. Ratsherren und Bürger, jene mit Schwertern, diese mit Stricken um den Hals, erschienen vor dem „Rotbart"; der Carroccio, der Wagen, den einst Gregor Vii. ihnen geschenkt hatte, senkte zum Zeichen der Unterwerfung den Flaggenmast mit dem Bilde des heiligen Ambrosius. Das Schicksal der überwundenen Stadt ließ Kaiser Friedrich durch ihre Rebenbuhlerinnen, die lombardischen Städte bestimmen: die Lombarden zerstörten die öffentlichen Gebäude Mailands und manche Häuser. Die Bürger mußten ihre Heimat verlassen und sich in vier bäuerlichen Gemeinden ansiedeln. Die Stadtmauern wurden geschleift. * *Die Gebeine der heiligen drei Könige, die kostbarste Reliquie, die Mailand besessen hatte, schenkte Friedrich seinem Kanzler, dem Kölner Erzbischof Reinald von Dassel. 3. Durch seine Vermählung mit der schönen und feinsinnigen burgunbischen Gräfin Beatrix gewann Friedrich auch Burgund zurück; er betrachtete es als sein persönliches Eigentum. Sein Hausgut dehnte sich mit Hunderten von Burgen vom Lech bis über Wasgau und Hardt. Drei Reichen legte er seine Gesetze auf. Die „Stutzen und Leuchten seiner Gewalt" waren die Bischöfe: seine Berater, aber auch so gut wie die Laienfürsten seine Krieger und Heerführer. Erzbischof Christian von Mainz, der sieben Sprachen beherrschte, schlug an einem Tage mit dem Streitkolben neun Lombarden nieder, und als er Rainald Hilfe brachte, den römische Ritter in der kaisertreuen Stadt Tuskulum bebrängten, fiel dieser mit der Fahne in der □ Faust den Feinben in den Rücken. □ 4. Die Beamten des Kaisers hatten die lombarbischen Städte durch Willkür und Erpressungen gereizt, und Friedrich stellte die Übelstänbe nicht ab. Da traten die Lombarben, um die brücfenbe

6. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
108 Fürsten und Städte. festen; bei Fronleichnams-Prozessionen kann man sie noch heute mit Zunftfahne und Zunftlade aufziehen sehen. Nicht minder waren die Meister dabei, wenn es galt, die Stadt in Verteidigungszustand zu setzen: Mauern mit Wehrgängen aus der Innenseite und Gräben mit Zugbrücken umgaben sie; über den festen Toren ragten stattliche Türme empor; davor erhoben sich Vorstädte und weiter draußen zur Abwehr des ersten feindlichen Ansturms Umwallungen („Landwehren") mit Wachttürmen. Im Notfall zogen die „Spießbürger" auch ins Feld, jedoch immer nur auf einen Tag: bei scheinender Sonne erfolgte Aus- und Einzug; die Führung hatte ein Ritter. An Waffenübung und Waffenfreudigkeit wetteiferten die Bürger mit dem Adel; erst später warben auch die Städte Söldner an. Jede Stadt hatte ihr Arsenal, ihr Wichaus (von wie — Kampf, vgl. Hedwig). 4. Für all diese Leistungen hatte der Bürger sein Bürgerrecht oder „Weichbild": Schutz des Eigentums und der Person durch das Stadtgericht, das ein eigener Graf oder der Schultheiß mit zwei Schöffen ausübte. Die städtischen Ämter waren unbesoldete Ehrenämter; aber die Ratsherren genossen allerhand Annehmlichkeiten, wie das Hirschessen in Frankfurt a. M., an das der Hirschgraben erinnert. Wer Bürger werden wollte, mußte Grundbesitz im Weichbilde der Stadt, später ein gewisses Einkommen nachweisen und ein Bürgergeld zahlen. Dafür erlangte er das Recht zum Betrieb eines Gewerbes, zur unentgeltlichen Benützung der Stadtwage und der Allmend, die als Weide diente: jeden Morgen trieben Stadthirten die verschiedenen Arten der Haustiere aus: das Eänsetor in Ulm, die Obere und die Untere Schweinstiege in Frankfurt a. M. deuten es noch an; noch im 14. Jahrhundert trieben sich die Haustiere auf den Gassen herum. Auf den Wochen- und Jahrmärkten der Städte setzten Bauern wie Handwerker ihre Erzeugnisse 'gegen bares Geld ab. Was nicht am Orte selbst Verwendung fand, vertrieb der Kaufmann. Die Kaufleute von Wien, Ulm, Augsburg und Nürnberg führten in gemeinsamen Kauffahrten Eisen, Kupfer, Blei und Zinn, Pelzwerk und Leder, Holz und Getreide, Leinen und Tuche, auch Pferde nach Venedig aus und brachten dafür Safran, Pfeffer und Zucker, Öle und Weine, Gewürze und Südfrüchte, venezianisches Glas, italienische Seidenstoffe, Samt, Goldbrokat, Atlas, Damast, Musselin, Hämische von Konstantinopel über Brenner, Septimer, Splügen an die heimischen Handelsplätze. Den süddeutschen Kaufherren stellte die Stadt

7. Geschichte des Mittelalters - S. 59

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Otto der Große Iv 22—5. Nach zäher Gegenwehr in Mainz und dann bei Regensburg unterwarf sich Äonrad; erst später bat auch Ludolf den bekümmerten Vater in den Wäldern Thüringens um Verzeihung und erhielt sie. 4. Diese Wirren benutzend, drangen die Ungarn abermals vor, diesmal bis Augsburg. Am Lech erfocht Otto über die Räuber einen glänzenden Sieg. Unter der Fahne des Erzengels Michael kämpfte 955 der König selber mit der heiligen Lanze; Konrad sühnte seine Untreue durch den Heldentod. Die Zeitgenossen verglichen die Schlacht mit Karl Martells Maurensieg. Krieger und Bauern hetzten, erschlugen, hängten und ertränkten die Mordbrenner. Die Magyaren kamen nicht wieder nach Deutschland; sie wurden in der Donau-Ebene setzhaft und wendeten sich unter König Stephan dem Heiligen dem Christentum zu. * *Zu dieser Zeit focht nicht mehr das Volksaufgebot im Strohhut und in dem mit Eisenplatten besetzten Lederwams, der „Brünne", sondern ein Vasallenheer wohlgeübter Reiter, die mit Panzer und Halsberge, mit Helm und Schild, mit Schwert und Lanze ausgerüstet waren. Söhne des niedern Adels bildeten diese Scharen, die die Großen dem Könige zuführten; sie erhielten zum Lohn kleine Lehen aus dem Grundbesitz des Königs oder der Herzöge und Grafen. 5. Die Italiener bewunderten die blonden Hochgestalten, die in der Schlacht standen, „als wären sie von Eisen". Aus dem Ertrag der Beute erbaute der Adel nach des Königs Vorbild Burgen, die als Wohnstätten und zugleich als Festungen dienten. Um die Burgen und Klöster herum entstanden Städte, die Märkte und Marktgericht abhielten und sich mit Mauern und Toren umgaben; die Kirchenfürsten errichteten Armen- und Krankenhäuser. In den Kriegen gegen die Slawen und Ungarn kam damals der Eesamtname Deutsche auf, während man die kriegsgefangenen Knechte aus den verschiedensten Völkern Slawen („Sklaven") □ nannte. □ 5. Jetzt herrschten Frieden und Recht bis ins abgelegenste Wald-dorf. Deutschland war ein Land des Ackerbaus geworden. Jeder bestellte die Äcker seiner Hufe nach der Einteilung in Sommer-, Winter-und Brachfeld, wie sie der Flurzwang vorschrieb, mit Roggen, Gerste, Hafer, auch schon mit Weizen und im Süden mit Spelt. Das hölzerne Wohnhaus enthielt in Norddeutschland unter einem Dach, aber durch Wände getrennt, die Räume für Menschen und Haustiere; im Süden umgaben Wohnhaus, Scheuer und Stallung den

8. Geschichte des Mittelalters - S. 82

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
82 Staufer und Kreuzzüge. ähnlichen Anlässen, am liebsten zur Pfingstzeit, strömte die Ritterschaft zum Turnier, das sich aus den Reitübungen unter Heinrich I. entwickelt hatte. Der Festplatz war mit buntbewimpelten Speeren und Seidenschnüren eingegrenzt und mit hölzernen Zuschauertribünen umschlossen. Das Fest begann mit einer Messe; nach der Anmeldung der Teilnehmer und der „Wappenschau" folgte der Einzelkampf, die Tjost, worin je zwei Ritter gegeneinander rannten und sich mit den Lanzen aus dem Sattel zu heben suchten; dann im „Buhurt" sprengte Gruppe gegen Gruppe, ohne Lanzen, nur mit Schilden bewehrt; wer dabei zu Falle kam, hatte sein Pferd an den Sieger verloren. Unter „Tamburieren, Floitieren und Pfeifen" währte das Spiel stundenlang; Rotz und Reiter und Zuschauer waren in wilder Erregung. Am meisten lag den Rittern am Beifall der Frauen, die damals zuerst öffentlich erschienen: sie klatschten Beifall; eine Jungfrau oder Frau vornehmen Standes überreichte dem Sieger den Turnierdank: eine goldene Rette, Waffen, ein Roß. 5. Diese ritterlichen Feste wechselten ab mit Fehden gegen den Nachbar. Darum waren die Wohnungen der Ritter fest und unzugänglich, teils Höhen-, teils Wasserburgen. Ost bestanden sie nur aus der Umfassungsmauer (Zingel) mit Graben und einem unförmlichen Turm, dem „Bergfried", in dessen engen Räumen die Belagerten den letzten Schutz suchten. Solch ein „Burg st all" war Waiblingen. In den großem „H ofburgen" umfaßte der umfriedete Raum auch den „Palas", das Herrenhaus, mit der Halle, die Wohn-räume, namentlich die „Kemenate" für die Burgfrau, die Kapelle und wohl auch einen zweiten Turm, von dem der Wächter Ausschau hielt, gewöhnlich auch Brunnen und Burglinde. So auf der Wartburg. Den Eingang bildete ein gewölbter Gang mit Fallgitter und „Pechnase". Außerhalb der Zugbrücke lag ein äußerer, mit Türmen und Zinnen befestigter Hof, den Wirtschaftsgebäude und Gesinderäume umgaben. * *6. Dem Rittertum galt als Inbegriff standesmäßiger Gesittung das Maßhalten, der Takt (diu mä^e). Es pflegte auch das geistige Leben. Man zählte sieben Rittertugenden: Reiten, Schwimmen, Bogenschießen, Fechten, Jagen, Schachspielen und Dichten. Seit der Ritterzeit dichtete man in deutscher Sprache. Das Nibelungenlied und die Kudrun haben ritterliche Spielleute verfaßt und vorgetragen; die Dichter der höfischen Epen: Hartmann von Au, Wolfram

9. Geschichte des Mittelalters - S. 107

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Städte. Vi 54—63. 107 zahlreiche Städte und statteten sie mit Vorrechten aus: dem Markt unter des Königs Fahne, der Befestigung und eigener Gerichtsbarkeit, deren Sinnbild in Norddeutschland der steinerne Roland war. Die älteren Städte sind ohne rechten Plan erbaut; ihre Bauart entsprach den Haufendörfern; nur die jüngeren (in den Siedelungen des Nordens und Ostens) wurden regelmäßig angelegt wie die Fadendörfer; hier bildet der rechtwinklige Markt den Mittelpunkt: an ihm steht ine. aus Backsteinen errichtete Hauptkirche; von ihm gehen die schnurgeraden Straßen aus. Die Dächer bestanden aus Stroh, steinerne Häuser nach dem Vorbilde der Burgen werden noch im 12. Jahrhundert als Seltenheit erwähnt. Die Holz- oder Fachwerkhäuser deutscher Städte kehrten alle die Schmalseite mit den „Überhängen" (dem „Vorgezimmer") nach der Straße, auf der sich allerlei Haustiere tummelten. Aber auch die Fachwerk- und Ziegelhäuser entbehrten nicht des Schmuckes und der Bequemlichkeit: Elasfenster, Balköne und Vorhallen, Teppiche und Leuchter; die Stirnseite war mit Holzschnitzerei und Bemalung, im Norden mit anmutigen Ziegel-mustern belebt. Pflasterung kam erst spät auf: die Ratsherren schritten in Holzschuhen oder auf Stelzen in die Sitzung; vornehme Damen ließen sich in Sänften und Tragstühlen tragen; in Frankfurt a. M. belegte man vor der Messe die Gassen mit Stroh. Schaufenster waren so unbekannt wie Straßenbeleuchtung; man ließ sich die Laterne mit einem Lichte, Ratsherren und ihre Frauen mit zweien, voraustragen. Um so häufiger waren verheerende Feuersbrünste. Regensburg ist in 40 Jahren dreimal, Worms in 56 Jahren viermal vollständig abgebrannt. Erst im fünfzehnten Jahrhundert kam von Nürnberg aus die Handspritze in Gebrauch. 3. In den Städten blühte das Handwerk auf. Wie die Kaufleute, vereinigten sich die Handwerker zu Zünften. Unter dem Vorsitz eines selbstgewählten Zunftmeisters regelte die Zunft (von zemen, sich ziemen: das Geziemende, Herkömmliche) die Marktordnung und die Preise der Waren, die Aufnahme neuer Meister; dabei strebte sie, Fremde fernzuhalten, die die Preise drücken konnten, aber auch die Gediegenheit und Preiswürdigkeit der Ware zu sichern. Auf der Zunftstube pflegten die Meister Geselligkeit und gute Sitte und sorgten für Belehrung und Förderung der Gesellen, die überall die heimischen Zunftgebräuche und Einrichtungen wiederfanden. Die Zünfte beteiligten sich am Gottesdienst wie an Schützen-

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 49

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der russische Feldzug. Ii 714. 49 Herden von Schlachtvieh, die ihr nachgeschickt wurden, vermochten die Marschsulen nicht einzuholen. Menschen und Pferde fielen massenhaft vor Hunger und Hitze; Raub und Plnderung waren allgemein; der Selbstmord nahm berhand. Am meisten litten die Rheinbndischen: 22000 Bayern hatten die Oder berschritten, 11000 erreichten die Dna. Dennoch drang Napoleon unaufhaltsam vorwrts. Nur zweimal hielten die Russen ernsthaft stand: am Eingang ins eigentliche Rußland bei Smolensk und dann bei Borodino an der Moskwa, in der blutigsten Schlacht der Geschichte: vom 1. bayrischen Chevauleger-Regiment waren am Abend noch dreiig Mann und zwei Offiziere dienstfhig. Aber der Feind entschlpfte der Nacht. 4. Endlich hielt der Kaiser auf einem Hgel vor Moskau. Da lag die halbasiatische Stadt mit ihren Bndeln goldstrahlender Kirchtrme, mit den Prunkpalsten der Bojaren und der Kaiserburg aus felsiger Hhe, dem Kreml mit seinen goldenen Toren, Trmen und Zinnen. Napoleon glaubte sich am Ziel seiner Wnsche: von hier aus konnte er nach gypten, nach Indien ziehen oder auch England unmittelbar angreifen! Aber die Einwohner hatten sich geflchtet; durch entvlkerte Straen ritt der Eroberer ein, wie einst der Brennus in Rom. In Moskau sollten die Winterquartiere genommen, der Friede diktiert werden. Aber in der Nacht schlugen Flammen empor und wlzten sich bei wtendem Nordsturm der die hlzernen Dcher auf den Kreml los: durch brennende Huser mute Napoleon sich auf ein naheliegendes Schlchen retten. Nach fnf Tagen und Nchten lagen zwei Dritteile der Stadt in Asche. Der Stadtkommandant Fürst Rostopschin hatte die Spritzen fortschaffen und die Stadt durch freigelassene Verbrecher anznden lassen. Auf Friedensanerbietungen Napoleons ging der Zar nicht ein; Frei-Herr vom Stein, den er zu sich geladen, war in seinem Rate der einflureichste Mann. An Steins Persnlichkeit hing in jenen entscheidenden Wochen das Schicksal Europas. Ihm zur Seite stand als sein Freund und Helfer ein andrer Verbannter: der Greifswalder Professor Ernst Moritz Arndt.*) Einen vollen Monat lie Napoleon sich hinhalten, während seine Soldaten darbten. Erst im Oktober, als er die Zahl der feindlichen Streit-krfte immer mehr anwachsen sah und der Winter nahe war, trat er, den Kreml in die Luft sprengend, den Rckzug an, notgedrungen auf der leichenbesten Strae, auf der er hergekommen, durch ein unabsehbares Land ohne Haus, ohne Nahrungsmittel. *) Arndts Buch: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichs-freiherrn Heinrich Karl Friedrich vom Stein" (in Diesterroegs Sammlung) ist noch heute eine Freude fr jeden deutschen Leser. Keller, Geschichte. Teil Iv. 4
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